Magnesium ist nicht das Allheilmittel gegen Krämpfe

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Einleitung

Muskelkrämpfe sind schmerzhafte und oft unerwartete Muskelkontraktionen. Muskelkrämpfe treten oft bei älteren Menschen, Schwangeren oder während intensiver sportlicher Aktivitäten auf. Viele Menschen assoziieren Muskelkrämpfe automatisch mit Magnesiummangel. Doch was sagt die Wissenschaft dazu?

Die Rolle von Magnesium

Magnesium ist ein Mineral, das oft mit der Vorbeugung von Muskelkrämpfen in Verbindung gebracht wird. Es wird oft in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen und hat den Ruf, Muskelkrämpfe zu lindern, indem es die Erregbarkeit der Muskulatur unterdrückt. Aber was sagt die wissenschaftliche Evidenz dazu?

Studienlage zu Magnesium und Muskelkrämpfen ist dünn

Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2020 zeigte, dass die wissenschaftliche Forschung zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen mittels Magnesiumzufuhr dünn bis nahezu nicht vorhanden ist. Allerdings: Keine der in die Analyse einbezogenen Studien untersuchte Muskelkrämpfe während sportlicher Betätigung, was für viele von uns überraschend sein mag. Die Studien, die in die Meta-Analyse einbezogen wurden, konzentrierten sich hauptsächlich auf Schwangere, Menschen mit idiopathischen Krämpfen und solche mit Leberzirrhose. Keine der Studien ergab einen eindeutigen Vorteil der Einnahme von Magnesium gegenüber einem Placebo bei der Vorbeugung von Muskelkrämpfen. Ein weiterer Bericht aus dem Jahr 2014 bestätigte, dass die Magnesiumtherapie bei der Behandlung von nächtlichen Beinkrämpfen in der Allgemeinbevölkerung nicht wirksam zu sein scheint.

Eine weitere Meta-Analyse, die sich auf schwangere Frauen konzentrierte, konnte keine wirksamen Effekte zur Vorbeugung von Krämpfen feststellen. Insgesamt scheint die Einnahme von Magnesium weder die Häufigkeit noch die Intensität von Muskelkrämpfen signifikant zu reduzieren. Beachtenswert ist jedoch, dass die Qualität der Studien teilweise als mäßig bezeichnet wird, was die Aussagekraft der Ergebnisse beeinträchtigt.

Alternative Ansätze zur Muskelkrampfprophylaxe

Wenn Magnesium allein keine zuverlässige Lösung zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen ist, was können wir dann tun?

Hier sind einige alternative Ansätze:

Es gibt ein Mittel Namens Chinin (aus der Rinde des Chinarindenbaums), wovon die Wirkung sehr gut belegt ist. Allerdings wird von schweren und gefährlichen Nebenwirkungen berichtet, daher sollte dies nur unter Aufsicht eines Arztes und bei sehr schweren Krämpfen überlegt werden.

Dehnen: Bei einem akuten Muskelkrampf sollte immer eine Dehnung durchgeführt werden. Es gibt aber auch Hinweise, dass Muskeldehnungen prophylaktisch sinnvoll sein können.

Gurkenwasser: Eine ungewöhnliche, aber interessante Methode zur sofortigen Linderung von Muskelkrämpfen ist der Konsum von Gurkenwasser. Obwohl die genauen Gründe noch nicht vollständig verstanden sind, scheint es einige positive Effekte zu haben.

Was eventuell noch für Sportler relevant sein könnte:

Folgende Faktoren könnten für Sportler noch einen Einfluss haben, doch wie bereits aus dem Beitrag hervorgeht, sind diese Faktoren nicht ausreichend belegt:

Ausreichende Kohlenhydratzufuhr ist ebenfalls vor allem für Sportler, die Krampfanfällig sind, ein wichtiger Faktor, da die muskuläre Ermüdung hinausgezögert werden kann.

Kräftigung: Kräftigung der Muskulatur kann die Belastbarkeit erhöhen und somit womöglich Muskelkrämpfe reduzieren. Eine Studie im Journal of strength and conditioning research zeigte, dass Marathonläufer keinen höheren Grad an Dehydrierung und Elektrolytverarmung nach dem Marathon hatten, aber signifikant höhere Konzentrationen von Biomarkern für Muskelschäden.

Wie entscheidend der Faktor der Flüssigkeitszufuhr ist, ist nach dieser Recherche also fraglich, unabhängig davon ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr jedoch auf vielen anderen gesundheitlichen Ebenen entscheidend.

Fazit

Magnesium ist also nicht, wie immer noch von vielen behauptet, das Allheilmittel gegen Muskelkrämpfe. Muskelkrämpfe können vielfältige Ursachen haben können, und Magnesium ist nicht immer die Lösung. Bei einem vorliegenden Magnesiummangel kann die Einnahme von Präparaten jedoch unterstützend wirken. Da Magnesium relativ nebenwirkungsarm sind, kann es jedoch versucht werden. Stand jetzt scheint tatsächlich Gurkenwasser und Dehnen die effektivste Methode gegen Muskelkrämpfe zu sein.

Wichtig: In diesem Beitrag wurde lediglich die Wirkung von Magnesium auf Muskelkrämpfe betrachtet.

Literatur

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Autor: Alexander Wassung 

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