Können Faszien durch die Rolle verändert werden?
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Faszien durch den Einsatz eines Foam Rollers nicht dauerhaft oder direkt verändert werden können. Zwar zeigen zahlreiche Studien kurzfristige positive Effekte wie eine Verbesserung der Beweglichkeit und eine Linderung von Schmerzen, doch gibt es keine ausreichenden Belege dafür, dass das Fasziengewebe durch das Rollen strukturell verändert wird.
„Our calculations reveal that the dense tissues of plantar fascia and fascia lata require very large forces—far outside the human physiologic range—to produce even 1% compression and 1% shear.” (Chaudhry et al., 2008)
Faszien sind außerordentlich widerstandsfähig. Um ihre Struktur auch nur um 1 % zu verändern, wären Kräfte notwendig, die weit über das hinausgehen, was der menschliche Körper erzeugen kann. Solche Kräfte können mit den Händen nicht ausgeübt werden, weshalb das, was bei der Anwendung von Faszienrollen wahrgenommen wird, vermutlich nicht direkt die Faszien betrifft.
Ist Selbstmassage also sinnlos?
Nein. Das bedeutet nicht, dass die Verwendung der Rolle sinnlos ist! Foam Rolling kann die Beweglichkeit verbessern und den Muskeltonus reduzieren, daher fühlt man sich direkt danach auch besser. Der Begriff „Faszienrolle“ ist jedoch an dieser Stelle möglicherweise missverständlich, da die Rolle eben durch andere Mechanismen wirkt. Die Wirkung auf die Faszien bleibt fraglich und ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt.
Wie wirkt die Rolle dann?
Der vorwiegende Mechanismus ist höchstwahrscheinlich Neuromodulation. Neuromodulation beschreibt den Prozess, bei dem das Nervensystem die Aktivität von Nervenzellen und damit die Wahrnehmung von Schmerz und Spannung reguliert. Im Kontext von Foam Rolling ist Neuromodulation ein wichtiger Mechanismus, der häufig als Hauptmechanismus für die kurzfristigen Effekte wie Schmerzlinderung und verbesserte Beweglichkeit angesehen wird.
Wann ist Foam Rolling sinnvoll?
Es macht Sinn, die Rolle direkt vor dem Training zu nutzen, um die Beweglichkeit zu verbessern und sich optimal auf die Übungen vorzubereiten – besonders wenn Bewegungseinschränkungen bestehen. Nach dem Training kann sie helfen, das Wohlbefinden zu steigern. An trainingsfreien Tagen kann Foam Rolling eine unterstützende Maßnahme sein, um eventuell die Regeneration zu fördern, das Wohlbefinden zu steigern und Schmerzen kurzfristig zu lindern.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass Faszienrollen kurzfristig die Beweglichkeit und das allgemeine Wohlbefinden fördern können. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass sie die Faszienstruktur tatsächlich verändern. Daher wird in der wissenschaftlichen und therapeutischen Praxis zunehmend ein präziserer Begriff wie „Selbstmassage-Rolle” verwendet, um Missverständnisse zu vermeiden.
Quellen:
Behm, D. G., & Wilke, J. (2019). Do self-myofascial release devices release myofascia? Rolling mechanisms: A narrative review. Sports Medicine, 49(7), 1173–1181.
Chaudhry, H., Schleip, R., Ji, Z., Bukiet, B., Maney, M., & Findley, T. (2008). Three-dimensional mathematical model for deformation of human fasciae in manual therapy. Journal of the American Osteopathic Association, 108(8), 379–388.
Krause, F. (2019). Faszientraining – zwischen Trend und Evidenz. Heilpraxisnet.de. Retrieved from https://www.heilpraxisnet.de
Schroeder, A. N., & Best, T. M. (2015). Is self myofascial release an effective preexercise and recovery strategy? A literature review. Journal of Strength and Conditioning Research, 29(8), 2252–2260.
Škarabot, J., Beardsley, C., & Štirn, I. (2015). Comparing the effects of self‐myofascial release with static stretching on ankle range‐of‐motion in adolescent athletes. Journal of Sports Science & Medicine, 14(2), 213–219.
Bildquelle: https://www.sl-praxisbedarf.de/sl-starroll-die-faszienrolle-mit-hoeherem-haertegrad-fuer-fitness-und-therapie